Deutschland und Kanada haben etwas gemeinsem und einen gravierenden Unterschied.

Der Unterschied ist, das die Kanadier sehr stolz auf ihr Land sind und sich nicht genieren, das rote Maple Leaf überall drauf zu pappen. Was nicht gelabelt ist, ist auch nicht wirklich kanadisch.

Die Gemeinsamkeit ist, das die Kanadier im Ausland lieber gar nicht kanadisch wirken wollen. In den USA geben sich kanadische Firmen z.B. andere Namen oder so mancher französisch sprechender Kanadier wird zum kauderwelschden Teilzeitamerikaner. Das hat mir unser kanadischer Trainer heute in einer Kaffeepause erläutert.

Der 2. Tag wurde natürlich vom ganztägigen Kurs dominiert. Der ist zwar ganz interessant, wirkt aber teilweise nicht wirklich gut vorbereitet, weil wir uns oft mit technischen Problemen rumschlagen müssen, die der fleißige Trainer schon vorher beseitigt hätte. Dennoch, der Trainer ist keineswegs schlecht. Nur eben schlecht vorbereitet.

Begonnen hat der Tag bedeckt und mit meinem ersten amerikanischen kanadischen Frühstück. Ganz davon abgesehen, das man fürs Frühstück extra berappen muß und es kein schönes Büffet sondern nur fertige Menüs gibt, wie kann man nur solch fettiges Zeug so früh am Morgen reinschieben? Bestellt hatten wir Toast, Butter, Rührei und Speck. Bekommen haben wir in Butter getränkten Toast, so eine Art Rührei auf einem Muffin(!), fettige Kartoffelecken, ziemlich trocken und braun gebratenen Speck und ein extrem fettiges und ekliges gebratenes Mettwürstchen. Danach hatte ich im wahrsten Sinne des Wortes den Kaffee auf und werde morgen wohl auf cereals umsteigen. Fettkloß im Magen macht das Leben nicht leichter.

Bei Quest hat uns zunächst keiner reingelassen, was daran lag, das die Empfangsdame einen halben Tag frei hatte und niemand es für nötig hielt, eine Vertretung zu besorgen. Dann stehen eben die Kursteilnehmer erstmal vor der Tür und warten. 🙂

Die Verpflegung ist sehr gut und wir kriegen alle möglichen drinks und Kaffee für Lau. Mein erstes Root Beer war eine herbe…nein, süße Enttäuschung. Root Beer ist so eine Art Kräuterlimonade, irgendwo zwischen Almdudler und Cola. Schmecken tut es exakt wie Dolodobendan, eins der bekanntesten Halsschmerz und Mundspülmittel Deutschlands. Nicht mal mit dem mittelmäßigen Kaffee, den die Kanadier so kochen konnte ich den Geschmack wegbekommen.

Teilnehmerseitig ist alles Grün soweit. 3 Deutsche, 1 Schwede, 1 Kanadier, diverse Amerikaner und ein in Holland lebender Brite. Der Ami, der sich neben mich gepflanzt hat, ist allerdings eher der hyperaktiv freundliche Typ, der ständig witze reißen muß.

Nach dem Kurs wollten wir mit einigen Teilnehmern erst in eine Mall und dann nach Ottawa reinfahren. Hier findet im Moment Winterlude statt, mit Eisskulpturen und so einer Art Jahrmarkt rund um den Kanal. Geschafft haben wir es nur bis in die Mall, dann hats draussen angefangen zu schneien und wir hatten alle nicht mehr die rechte Lust. Interessant war die Begegnung mit dem Postkartenverkäufer aus Afghanistan, mit dem ich gerne mehr geredet hätte. Aber die anderen wollten unbedingt fahren. Er ist ein Flüchtling des Krieges und ist über ein Lager in Pakistan nach Kanada gekommen. Er will aber bald zurück und in seiner Heimat neu anfangen. Dafür wünsche ich ihm hier nochmal alles Glück der Welt.

Achja, der Hammer sind die Preise für Klamotten hier. Die sind wirklich teuer hier. Unverschämt sind allerdings die Preise für Trikots. Ein richtiges NHL Shirt kostet rund 160 Euro. Solange keine Spielernummer oder Name draufsteht. Dann beginnen die Preise bei 400 und gehen bis zu 1000 Euro, je nachdem, welcher Name und welche Nummer draufstehen. Liebe NHL, ihr könnt den Kram echt behalten!

Ausgeklungen ist der Abend also dann ruhig in der Hotelbar vorm Kamin, im Gespräch mit den anderen, die ja aus aller Welt kommen.

Obwohl ich unglaublich müde bin, will schlafen nicht so recht gelingen. Ich hatte gehofft, der Jetlag wäre überlistet, aber da habe ich mich wohl geirrt.

Hier also dir nächste Ladung Fotos. In der Mall hatte ich vergessen den Akku für die Kamera einzupacken, daher gibts davon nur Handy-Fotos. Wie immer klicken zum vergrößern.


Ãœberall klebt das Maple Leaf, hier noch ein Bild von gestern vom Flughafen Montreal.


Die Malls hier sehen auch nicht anders aus als bei uns. Nur ist hier alles wesentlich steriler.


Die Dame in dem “offenen Abteil” da unten ist ein Steuerberater. Privatsphäre dürfte in einer Mall wohl glückssache sein. Sehr seltsam…


Beim Familiyburger gibts zwei “Mama Burger”? Wo bleibt denn der…


…Papa Burger? Ah, hier stehts ja. Sogar den Grandpa und die Teen Burger gibts. Ich hab mich dann doch für den Chinesen nebenan entschieden, ich bin ja kein Kanibale. Geschmeckt hats trotzdem nur mäßig. Wer sind Mozza und Chubby?


Eine richtig gute Idee. Bitte lassen sie Behinderte, Senioren und Kinderwagen vor. Das Stroller nicht Streuner oder Strolch heißt, mußte mir erst einer der amerikanischen Begleiter erklären.


Unser Auto. Groß und behäbig. Truly american!


ByeBye Bayshore Mall


Zig Lichter und Knöpfe und alle für das Radio und die Heizung.


Weihnachtsdeko in den Bäumen vorm Hotel.


Es steht tatsächlich hier auf allen Aussenspiegeln…


Noch eins zum Thema: “Leere, illuminierte Parkplätze bei Nacht.”


Was soll eigentlich dieses Plastikgras auf allen Mülleimern hier?


Die Kuppel über der Bar. Schick.


Gleicher Stil, der Kamin.


Das nenne ich einen großen Lampenschirm.


Die Hotelflure. Landschaftsaufnahemn wechseln mit seltsamen Malereien und davor immer irgendwelche Kahle Zweige. Blätter und Blüten find ich schöner.


Schon wieder so ein blattloser Einrichtungsgegenstand.


Ein netter Service. Bügelbrett und Eisen auf jedem Zimmer.


Außerdem ein Schirm. Klasse!

So, das wars, ich hoffe, jetzt kann ich schlafen.

Grüße aus Ottawa!!!
Und meinen lieben einen schönen Valentinstag!!! Ich vermisse Euch!

Andrej