Ich sollte vielleicht zuerst erklären, warum ich mir ein Windows Phone gekauft habe. Ein Grund ist sicherlich, dass ich schon sehr lange als Berater für Microsoft Produkte Arbeite. Ein weiterer ist, dass ich mich zuvor als BlackBerry Benutzer nicht mit Windows MobileMe abfinden konnte, dass ich von der Bedienung her recht unhandlich empfand. Apple Produkte kamen für mich nicht infrage, da ich mich nicht in einen goldenen Käfig sperren lassen wollte. Android hat mich aufgrund der Fragmentierung schon immer abgeschreckt.

Als dann Windows Phone 7 auf den Markt kam, war ich vom ersten Moment an begeistert, vor allem wegen der versprochenen guten Exchange Integration und der Möglichkeit SharePoint über den Office Hub anzubinden.

Ich war sozusagen ein early adopter und habe eines der ersten Windows Phones, ein LG Optimus 7 erworben. Für seine Zeit ein hervorragendes Gerät. Nach gut einem Jahr als gefühlter Beta Tester des Betriebssystems wechselte ich auf das damalige Flaggschiff Device, das HTC Titan. Gefühlter Beta Tester war ich deshalb, weil der Plattform noch viele wichtige Funktionen fehlten. Trotzdem war es eine sehr stabile und sehr performante neue Smartphone Plattform.

Was mich an Windows Phone von Anfang an begeistert hat war, dass es trotz der großen Geräteauswahl, eine einheitliche Betriebssystemversion für alle Geräte kann. Also keine Fragmentierung, wie zum Beispiel im Android Markt. Sehr schnell wusste ich allerdings lernen dass eben diese Durchgängigkeit nur über das System eines goldenen Käfigs möglich ist. Am Ende habe ich mich damit abgefunden und die Vorzüge waren mir wichtiger als die Nachteile des geschlossenen Systems.

Was mich an Windows Phone besonders begeistert hat, war zunächst einmal die wunderbare E-Mail Applikation. Vom BlackBerry war ich bereits eine sehr hochwertige und funktionsreiche E-Mail Applikation gewohnt. Auch die Tastatur bedient sich hervorragend und im Gegensatz zu der damals schon ausprobierten iPhone Tastatur konnte man auch problemlos hier auch lange E-Mails sehr bequem schreiben. Beim iPhone habe ich immer nur SMS Style Mails verfassen können, weil mir die Tastatur immer im Weg war.

Die E-Mail Anwendung von Windows Phone begeistert vor allem durch die vollständige Anbindung an das Exchange System, den Industrie Standard in Sachen E-Mail und es geht hier vieles, was in anderen E-Mail Anwendungen nicht funktioniert. Dazu gehört zum Beispiel Wiedervorlage, Kategorisierungen und viele andere Funktionen die ich als Business User jeden Tag benötige. Auch der Kalender ist viel umfassender als auf anderen Smartphone Betriebssystem. Das fängt bei so einfachen Dingen wie privaten Terminen an zieht sich weiter über das Thema einladen von Teilnehmern und endet auch hier an. Die Kategorisierung von Terminen und so weiter. Ganz zu schweigen davon dass sich Aufgaben die vom Exchange synchronisiert werden wunderbar in den Kalender integrieren.

Der Office Hub hat es ermöglicht das Handy mit einem SharePoint Server zu verbinden und so zum Beispiel wichtige Dokumente einfach auf dem Handy offline mitnehmen zu können. Die Office Anwendung ist die einzige mir bekannte App, die die aktuellen Office Dokumenten Formate korrekt darstellen kann. Das ermöglicht es mir, auch unterwegs zum Beispiel in Angebotsvorlagen zu sehen oder in Power Points, die ich in meinem nächsten Termin brauchen. D.h. ich muss nicht jedes Mal unbedingt mein Notebook hochfahren, um ein Office Dokument anzusehen und einen Eindruck davon zu bekommen. Ergänzt wird der Office Hub durch die praktische Funktion auch OneNote Notizbücher synchronisieren zu können um sie offline auf dem Handy mitzunehmen. Ich kann Notizen vom Handy aus hinzufügen, mit Bildern versehen, Kategorisieren und so weiter. Das ist wirklich praktisch, da bei mir OneNote Andere Wissensmanagement Tools, wie zum Beispiel Wikis vollständig ersetzt hat.

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Das Adressbuch bot die damals wegweisende Möglichkeit, Kontakte aus verschiedenen Quellen wie z.B. Facebook zu konsolidieren und in einer Adressliste zu vereinen.

Über all diesen praktischen Helfern lagen die Live Tiles, aktive Kacheln, die alle möglichen Funktionen und Informationen auf einen Blick verfügbar machen. Der Kalender zeigt mir meinen nächsten Termin an, der People Hub die letzten Aktivitäten meiner Freunde, die Wetter App sagt mir, was ich mitnehmen muss (Schirm, Sonnencreme) und so weiter. Diese Live Tiles sind die vielleicht mächtigste Funktion von Windows Phone, die kein anderes System so zu bieten hat. Hat man sich einmal an diese Helfer gewöhnt, mag man sie nicht mehr missen.

Ein bisschen schade war, dass es lange Zeit nur sehr wenige gute Apps für das System gegeben hat. Hier waren iPhone und entrollt eindeutig weit weit fort. Aber dieses Problem hat sich über die zwei Jahren, die ich mit Windows Phone gearbeitet hatte eigentlich großflächig erledigt. Lediglich einige wenige top Apps wie zum Beispiel Path oder Instagram waren für die Plattform nicht verfügbar. Das konnte ich aber verschmerzen.

Wie schon in meinem einleitenden Artikel bemerkt, hat sich die Lage Anfang 2013 allerdings drastisch verschlechtert. Viele Apps wurden für die alte Windows Phone 7 Plattform nur noch sporadisch weiterentwickelt. Die meisten neuen Apps kamen nur noch für die Windows Phone 8 Plattform heraus. Man fühlte sich als Nutzer zweiter Klasse. Eigentlich schade, denn mein Windows Phone ist für mich so etwas wie ein mobiles Büro geworden, mit dem ich auch in Meetings oder auf Konferenzen sehr schnell auf alle möglichen Anforderungen reagieren kann.

Als dann die ersten Apps, die ich für mein Windows Phone 7 gekauft hatte, für die siebener Plattform nicht weiter entwickelt wurden, sondern nur noch für Windows Phone 8, ist mir allerdings der Kragen geplatzt. Dazu muss ich erklären, dass in meiner Familie eigentlich nur iPhones benutzt werden, mit Ausnahme eines einsamen Android Tabletts bei meinen Schwiegereltern. Ein bisschen neidisch habe ich darauf geschielt, wie gut das iPhone drei GS meines Schwiegervaters auch heute noch in 2013 unterstützt wird. Die wichtigsten Apps sind immer noch alle verfügbar. Sicher, die Hardware ist nicht mehr die allerneueste und eigentlich überholt, aber es ist immer noch ein hervorragendes Smartphone, das weiterhin mit Updates versorgt wird. Mein HTC Titan gehört mit dem Releasewechsel allerdings zum alten Eisen, da man es nicht updaten kann. D.h. auch, dass es auf dem Gebrauchtmarkt nichts mehr wert ist.

Schade eigentlich, denn die Hardware ist in meinen Augen immer noch völlig ausreichend für meine Anforderungen.

Dieser Zustand hat mich im April dazu bewogen, ein iPhone 5 zu kaufen. Ich wollte sowieso Berufliches von Privatem trennen und mir für meine freie Zeit und meine privaten Belange ein eigenes Smartphone zulegen. Warum also nicht die Gelegenheit beim Schopf ergreifen und für mich ganz privat ein iPhone kaufen.

Wie es der Zufall so will, war mein Stiefsohn Julian gerade zu dieser Zeit in New York. Der Rest ist Geschichte…